Das ewige Spiel von Unterwerfung und Dominanz

Dieses Buch ist wahrlich ein süß-schmerzhaftes und das im wahrsten Sinne, denn es geht um Unterwerfung, Dominanz und Vertrauen. Wir gehen einem traumatisierenden Ereignis zusammen mit Echo auf den Grund, die sich im Anschluss daran fast verliert und dann in Orly eine Seelenverwandte zu finden glaubt. Doch diese Orly, die direkt nebenan wohnt, birgt ein Geheimnis, mit dem sie ihr Geld verdient. Doch Echo schreckt das nicht ab und sie möchte mehr davon erfahren.
Dieses Buch konnte sich bei denen, die es gelesen haben, zu einem Highlight mausern. Es ist ein sprachliches und inhaltliches Schmuckstück, dass einem aufzeigt, was es heißt, zu Vertrauen und auch Schmerz auszuhalten, um dieses Vertrauen zu erlangen. Aber es geht auch darum, dass diese ganze Spiele, die da beschrieben werden, eben nur das sind: Spiele, die auf beiderseitigem Einvernehmen gespielt werden. Macht da eine Seite nicht mit ist das Vertrauen gebrochen und der ganze Reiz ist hinüber. Warum das alles so wichtig ist? Orly ist eine Domina und Echo will von ihr dieses Handwerk erlernen, um den Schmerz in ihrem Leben auszuhalten, den der Verlust des Vaters verursacht hat. Wäre da nicht Orlys Sklave/Diener Piggy, der eigentlich Lonnie heißt und da noch ein Wörtchen mitreden möchte.

Vater verloren, Freundin gewonnen

Echos Leben hat keinen Sinn mehr, seit ihr Vater von den Klippen an der Küste vor den Toren von Los Angeles gefallen und im Meer verschwunden ist und seitdem als verschollen gilt. Ihre Eltern haben sich auf den Klippen ein schönes Haus gebaut, ihr Leben da in Saus und Braus verbracht und nun ist alles wegen einem unachtsamen Moment von Echos Vater hinüber. Echo verliert sich danach in ihrer Trauer und geht verschiedenen Liebschaften nach, die alle nur in Chaos und Wut enden. Auch die Mutter rutscht in eine tiefe Depression und hat kein Auge für die Probleme ihrer Tochter. So verlieren sich beide allmählich in der Trauer und dem Schmerz, der durch dieses Verhalten nicht weniger wird.
In dieser Zeit lernt Echo durch einen Zufall Orly kennen und merkt, es gibt eine Art Seelenverwandtschaft. Orly reißt sie mit ihrer Art aus der Lethargie und ihrem Selbstzerstörungstrieb, indem sie immer den falschen Männern hinterherläuft. Als Echo herausfindet, dass Orly eine Domina ist, fasziniert sie das sofort und sie möchte mehr über diese Art des Geldverdienens erfahren. Wäre da nicht Piggy/Lonnie, Orlys treu ergebener Diener und Sklave in ihrem Haus. Denn Lonnie war ebenfalls mal eine verlorene Seele und Orly hat ihm durch die Art ihrer Beziehung festen Halt gegeben. Allerdings will Lonnie nicht nur hingehalten werden, sondern mehr von ihrer Herrscherin. Da ist Echo nur ein Störfaktor und der muss in irgendeiner Form beiseite geschafft werden. Doch gelingt das Piggy auch oder finden alle drei einen Weg, um ihre gegenseitigen Beziehungen zusammenzuhalten?

Lass uns ein Spiel spielen

Das Wesen der Dominanz und Unterwerfung ist seit jeher ein interessantes Spielfeld der menschlichen Bedürfnisse. Der Großteil wird dem sicher nichts abgewinnen können, aber doch gibt es viele, die sich entweder gern von anderen Menschen beherrschen lassen und eben die, dieses Herrschen ausführen. Dabei gibt es die unterschiedlichsten Formen, die noch nicht einmal im erotischen Bereich angesiedelt sein müssen. Da reicht schon ein*e Vorgesetzte*r zu, um das zu erreichen. Die amerikanische Schriftstellerin Saskia Vogel jedoch geht genau in den Bereich, den viele mit anrüchigen Methoden in Verbindung bringen und diese Art der Erotik als schmuddelig empfinden. Dabei zeigt die Autorin auf, dass dem nicht so sein muss. Allerding müssen alle Seiten bei diesem Spiel mitspielen wollen. Wird der ungeschriebene Vertrag von einer Seite gebrochen, kann es wirklich leicht in die anrüchige Ecke gehen.

Saskia Vogel findet für dieses Thema sehr einfühlsame Worte und recht unspektakuläre Bilder, die einem die Szenen meist nicht explizit präsentieren (bis auf zwei oder drei Ausnahmen) und es den Leser*innen selbst überlassen ist, sich die Bilder zu dem beschriebenen im Kopf zu erzeugen. Vielmehr legt die Autorin viel Wert auf die Figurenentwicklung der drei Hauptfiguren, um die es im Buch geht, und wie deren Stellenwert unter- und zueinander ist. Dabei geht es vornehmlich um das Thema Vertrauen, die eine Grundvoraussetzung ist, um das Spiel der Dominanz und Unterwerfung spielen zu können. All das wird hier wunderbar in diesem Roman beschrieben, denn alle müssen ein Stückweit ihre Prinzipien aufgeben, um miteinander zurecht zu kommen.
Doch es geht in diesem Buch nicht nur um dieses eine Thema, sonst wäre es doch ein zu einseitiger Roman geworden. Nein! Vielmehr geht es auch um das Leben von Echo, das ihrer Eltern, wie eigentlich alles nur schöner Schein und hinter den Kulissen alles immer mehr am Bröckeln war und das Echos Eltern kurz davor waren, sich zu trennen, als das mit dem Unfall passierte. All diese kleinen Nebenplots geben vor allem der Figur Echo eine unglaubliche Tiefe und auch Tragik mit, dass man immer mehr nachvollziehen kann, warum sie versucht, sich an Orly zu orientieren und ihr nachzueifern. Einfach, weil diese Art ihr Sicherheit und Halt in einer schwierigen Phase ihres Lebens gibt. Doch ob das von Dauer sein kann? Das geht über das Ende von diesem Buch hinaus und darüber muss dann jeder selbst nachdenken. Mit „Permission“ ist Saskia Vogel ein wirklich sehr guter Roman gelungen, der viele Aspekte menschlichen Zusammenlebens anhand des Themas Domina, BDSM und vielen Spielarten in diesem Metier durcharbeitet und versucht, diese auf eine Figur zu projizieren. Volle Leseempfehlung für einen tollen Debütroman.

Saskia Vogel
Permission
Aus dem Englischen von Benjamin Dittman-Bieber
Secession Verlag
224 Seiten
22 Euro

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