Das Herbstprogramm 2022 ist da!

Wir fragen uns, wie schnell ein Monat vorbeigehen kann. Der September so: Ja!

Unsere Redaktion hat es sich trotzdem nicht nehmen lassen, ein paar Bücher aus dem Herbstprogramm der Indies zusammenzustellen. Wir haben gewälzt und gegraben und hier findet ihr eine kleine Auswahl von Titeln, die unsere Aufmerksamkeit gecacht haben, denn: Der Herbst kommt und wir freuen uns, euch ein paar Vorschläge für die gemütlichen Abende Zuhause zu präsentieren!

WIRKSTOFF – Psychoaktive Literatur
Niki Grieser, Patrizia Huber (Hg.)

Als Gemeinschaftsprojekt des Skalpell Verlags und der Literaturzeitschrift delirium entstanden, kombiniert der Band verschiedene von einander unabhängige Texte, die in dem Band so zusammengestellt wurden, dass sich Querverweise und Verlinkungen ergeben. “WIRKSTOFF versammelt die ersten zehn Erzählungen einer neuen literarischen Strömung: Allein durch ihre Kraft entfaltet die psychoaktive Literatur bei den Lesenden eine rauschartige Wirkung”, heißt es im Ankündigungstext. Sounds hot for cold days.

WIRKSTOFF – Psychoaktive Literatur, Anthologie (2022), Skalpell Verlag, ca. 380 Seiten, 25,00 €

Usama Al Shahamani: Der Vogel zweifelt nicht am Ort, zu dem er fliegt

Mit seinem Roman „Im Fallen lernt die Feder fliegen“ ist Usama Al Shahamani auf Instagram zu einem regelrechten Geheimtipp avanciert. Gelesen habe ich das Buch bisher zwar noch nicht, doch sein neuester Roman, mit dem nicht minder poetischen Titel „Der Vogel zweifelt nicht am Ort, zu dem er fliegt“, steht fraglos ganz weit oben auf meiner Liste der interessanten Neuerscheinungen diesen Herbst. 

Erzählt wird die Geschichte von Dafer Schiehan, der sich (wie der Autor selbst) wegen eines Theaterstücks zur Flucht vor Saddams Regime in die Schweiz gezwungen sieht. Im Grunde hat er schon irgendwie Glück, denn er bekommt eine Aufenthaltsbewilligung und findet eine Wohnung sowie einen Job – wenn auch nur als Tellerwäscher. Seiner Familie im Irak gegenüber hält er sich trotz allem bedeckt. Doch warum überhaupt? Und wie soll es für ihn weitergehen?

Usama Al Shahamani: Der Vogel zweifelt nicht am Ort, zu dem er fliegt. Limmat. 160 Seiten. 26,00 EUR. 25.08.2022

Olga Ravn: Die Angestellten 

Der Hang zur Verdichtung und das besondere Verhältnis zur Sprache machen bei Lyriker:innen immer gespannt auf ihre Prosa. Olga Ravn hat mit ihrem lyrischen Werk schon diverse Auszeichnungen erhalten und sie startet in ihrem Debütroman mit einem Raumschiff ins 22. Jahrhundert. Vom Planeten New Discovery werden unbekannte Objekte mit an Bord geholt, die in der Besatzung Sehnsüchte nach Wärme, Intimität und dem Planeten Erde wecken. In Verbindung mit dem, von Barbara Kalender gestalteten, Cover hat der März-Verlag mit diesem Booker Price Shortlister selber eine Art Sehnsuchtsobjekt geschaffen.

Die Angestellten. Ein Roman über Arbeit im 22. Jahrhundert, Aus dem Dänischen von Alexander Sitzmann, März Verlag ca. 132 Seiten, gebunden 20,00 €

Der Osten leuchtet – Poetische Töne aus Europa
Marco Sagurna, Ralf-Rainer Rygulla (Hrsg.)

Ralf-Rainer Rygulla ist bekannt für Entdeckungen. 

1962 hat er mit Fuck You! einem deutschen Publikum junge amerikanische Underground Gedichte vorgestellt, darunter Charles Bukowksi und Frank O’Hara. Ein paar Jahre später folgte in Zusammenarbeit mit Rolf Dieter Brinkmann die Anthologie Acid. Neue amerikanische Szene (MÄRZ Verlag) das für Deutschland im Grunde epochale Dokument der Beat-Literatur, in der nicht zuletzt William S. Burroughs und Marshall McLuhan ihre ersten Übersetzungen bekamen.

An Brinkmanns Stelle ist jetzt der Autor Marco Sagurna getreten und gemeinsam haben die beiden sich dem neuen Osten zugewandt. 

Gedichte mit Wurzeln in 21 Ländern Ost- und Südost-Europas haben sie zusammengetragen – Lyrik von 93 DichterInnen und ihren ÜbersetzerInnen. 

Bei der ganzen Vorgeschichte darf man gespannt sein, was sie gefunden und in diesem Band versammelt haben.

Der Osten leuchtet – Poetische Töne aus Europa, axel dielmann – verlag, ca. 400 Seiten, broschiert, 34,00 €

Eleonore Frey: Cristina 

Weil die Engeler Verlage ohnehin mehr Aufmerksamkeit verdienen und dies die neueste kommende Veröffentlichung ist, empfehlen wir:

Eleonore Frey – Cristina

Urs Engeler Verlag, 168 Seiten, Taschenbuch, 14,00 € / sFr. 18.-

Marcus Fischer: Die Rotte

Eine abgelegene Siedlung im Voralpenland zu Beginn der 1970er Jahre. Hier lebt Elfi mit ihren Eltern auf einem kleinen Hof. Als der Vater eines Tages plötzlich verschwindet, wird das Leben für die beiden Frauen noch härter als es ohnehin schon ist: niemand traut ihnen zu, den Hof alleine führen zu können und so werden sie von verschiedenen Seiten bedrängt und unter Druck gesetzt. Als Elfi sich zur Heirat entschließt, und so „endlich“ wieder ein Mann vor Ort ist, beruhigt sich die Lage jedoch keineswegs.

Geschichten wie diese reizen mich – sie erzählen von Zeiten und Mikrokosmos, die fern meiner eigenen Erfahrungswelt liegen, dabei jedoch nicht beliebig der Fantasie entspringen. Das Leben Elfis hätte sich genau so zugetragen haben können und war sicherlich für nicht wenige Frauen ihrer Generation gar bedrückende Realität. 

Marcus Fischer: Die Rotte. Leykam. 304 Seiten. 23,50 EUR. 18.08.2022

Vicente Valero: Krankenbesuche

Spanien hat einen besonderen Platz in meinem Herzen und meinem Leben. Selbstredend ist der diesjährige Gastlandauftritt auf der Frankfurter Buchmesse für mich daher von besonderem Interesse. Ein Titel unter den aus diesem Anlass neu erscheinenden Büchern, der mich neugierig macht, ist „Krankenbesuche“ von Vicente Valero (in einer Übersetzung von Peter Kultzen).

Der Autor begibt sich darin in das Ibiza seiner Kindheit zurück, als die Insel für Fremde noch unbekanntes Terrain war. Erst allmählich kommen die Künstler und Touristen, die das Leben dort maßgeblich und nachhaltig verändern. Das einzige, das sich niemals ändert, sind die Kranken.

Vicente Valero: Krankenbesuche. Aus dem Spanischen von Peter Kultzen. Berenberg. 112 Seiten. 22,00 EUR.

Außerdem haben uns ganz spontan die folgenden interessiert:

Julia Wolf: Alte Mädchen

Moritz Hürtgen: Der Boulevard des Schreckens

Kristin Breitenfellner: Maria malt

und

Yeoh Jo-Ann: Zweckfreie Kuchenanwendungen

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