10 Lieblings-Indiebooks von caterina

Unter dem Hashtag #wereadindie wollen wir Leserinnen und Leser dazu anregen, von ihren liebsten Büchern aus unabhängigen Verlagen zu erzählen. Freilich braucht es dazu keinen Anlass, es lohnt immer, über besondere Literatur zu reden, andere mit der eigenen Begeisterung anzustecken und sich wiederum anstecken zu lassen – wir Indie-Bloggerinnen und -Blogger tun das seit dreieinhalb Jahren unablässig. Und dennoch gibt es nun einen aktuellen Anlass: Im Frühjahr dieses Jahres hat der Bundesgerichtshof entschieden, dass die jährlichen Ausschüttungen der VG Wort zu Unrecht auch an die Verlage gingen, sie seien lediglich Verwerter, keine Urheber; jetzt wurden die Rückzahlungsaufforderungen verschickt (mehr dazu hier). Kleinverlage trifft dies besonders hart, einigen droht gar die Insolvenz.

Für unsere literarische Landschaft wäre das fatal, sind es doch vor allem die Indies, die sich abseits der ausgetretenen Pfade bewegen, abseits der Massenkultur. Sie sind die »Trüffelsucher« unter den Verlagen, wie der Kaffeehaussitzer es formuliert. Die Kurt Wolff Stiftung, die sich seit 2000 für die Vielfalt der Literaturszene einsetzt, nimmt deshalb in ihrer Erklärung vom 31. Oktober die Politik in die Pflicht und fordert umgehende Maßnahmen zum Schutz der unabhängigen Verlage. Aber auch an die Leserinnen und Leser wird appelliert: »Unterstützen Sie uns, unterstützen Sie die Autorinnen und Autoren, indem Sie Bücher von unabhängigen Verlagen kaufen – und lesen.« Diesem Aufruf möchten wir uns anschließen. Und mehr noch: Wir wollen, dass ihr von euren Lektüren erzählt. Sophie hat den Anfang gemacht, nun stelle auch ich zehn Indiebooks vor, die mich begeistert haben.

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Xaver Bayer: Geheimnisvolles Knistern aus dem Zauberreich.
Kein Erzählband im herkömmlichen Sinne, eher eine Sammlung von Miniaturen: Momentaufnahmen, Beobachtungen, Gedanken, die das Ungewöhnliche im Alltäglichen aufzeigen, den Zauber des Unscheinbaren. An Einzelheiten erinnert man sich nach der Lektüre kaum, aber es bleibt ein schönes Gefühl der Entrückung. (Jung und Jung Verlag, Salzburg 2014)

Milena Michiko Flašar: Ich nannte ihn Krawatte.
Mit großer Sensibilität und einer zarten, fast schon fragilen Sprache erzählt Flašar, eine junge Österreicherin mit japanischen Wurzeln, von zwei Männern, die aus dem Takt der Welt gefallen sind. Ein Buch voller Melancholie, aber auch voller Wärme. (Wagenbach Verlag, Berlin 2012)

Nino Haratischwili: Das achte Leben (Für Brilka).
Hundert Jahre georgische Zeitgeschichte und fünf Generationen umfasst dieses Mammutwerk. Eine opulente Familiensaga, ein Jahrhundertroman im wörtlichen, aber auch im übertragenen Sinne, der den Vergleich mit den ganz Großen nicht scheuen muss. (Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt 2014)

Merle Kröger: Havarie.
Ein in Seenot geratenes Flüchtlingsboot ist Ausgangspunkt für diese vielstimmige und vielschichtige Gesellschaftsstudie, in der es zwischen Schwarz und Weiß unzählige Grautöne gibt. Erschienen in der Reihe Ariadne Kriminalromane, die für relevante und erstklassig gemachte Literatur steht. (Argument Verlag, Hamburg 2015)

Ana Paula Maia: Krieg der Bastarde.
Aus einem klassischen hard-boiled Stoff, in dem jeder sich selbst am nächsten ist, macht die brasilianische Autorin Ana Paula Maia einen wüsten, bisweilen ziemlich vulgären und ziemlich trashigen, vor allem aber sehr komischen Roman, der sich einen Dreck um Regeln und Grenzen schert. (A1 Verlag, München 2013)

Carl Nixon: Settlers Creek.
Vordergründig ein politischer Roman über einen Jahrhunderte währenden Konflikt, über das Aufeinanderprallen zweier Kulturen, ist Settlers Creek des Neuseeländers Carl Nixon die ebenso zarte wie aufwühlende Geschichte einer ganz privaten Tragödie. (Weidle Verlag, Bonn 2014)

Jakob Nolte: ALFF.
ALFF ist vieles: Highschool-Drama und Coming-of-Age-Geschichte, Mystery-Thriller und Detektivroman – ein wilder Genremix also und gleichzeitig eine Parodie auf all das; vielschichtig, reich an Verweisen und irrwitzig. Ein Buch für diejenigen, die das Gewöhnliche und Naheliegende langweilt. (Matthes & Seitz, Berlin 2015)

Georges Perec: W oder die Kindheitserinnerung.
Es ist dem diaphanes Verlag hoch anzurechnen, dass er das Werk von Georges Perec wieder zugänglich macht. In der drastischen und erschütternden Erzählung W setzt sich der französische Schriftsteller mit dem Verlust der Mutter auseinander, die 1943 nach Auschwitz deportiert wurde. (diaphanes, Zürich/Berlin 2012)

Clemens J. Setz: Die Frequenzen.
Ein Roman wie eine Rube-Goldberg-Maschine: Für die eigentliche Handlung würden zweihundert Seiten genügen, doch Setz webt um sie herum einen Teppich aus sympathisch-schrulligen Details und unzähligen skurrilen Mikrogeschichten. Eigenwillig, kühn und ausgesprochen vergnüglich. (Residenz Verlag, St. Pölten 2009)

Daniel Woodrell: Winters Knochen.
Der Leser folgt der jugendlichen Heldin in eine archaische, unbarmherzige Welt. »Country Noir« nennt Woodrell das Genre: raue und düstere Literatur, die Sprache so schroff wie die Menschen, von denen sie erzählt, die Geschichten so schmerzhaft wie die Faustschläge, die sie austeilen. (Liebeskind, München 2011)

Der Beitrag ist zuerst auf SchöneSeiten erschienen.

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