
Carolin Callies kuratiert auf der Leipziger Buchmesse die Bühne der „Unabhängigen“ der Kurt Wolff Stiftung. Sie berichtet aus erster Hand, wie es ist, ein Programm aus der unabhängigen Vielfalt zu erstellen und welche Verlage, Autor*innen und Veranstaltungen dort warten. Es ist nicht nur eine Einladung zum Verweilen an der diesjährigen Buchmesse, es zeigt auch, wie wichtig die Menschen sind, die für das Buch arbeiten, schaffen und uns inspirieren. Vielen Dank dafür!
4 Tage, 62 Lesungen aus 64 Büchern, 61 beteiligten Verlagen. Dieses Jahr wird es also endlich wahr!
2019 übernahm ich die wunderbare wie fröhlich stimmende Aufgabe, das Programm für das Forum „Die Unabhängigen“ der Kurt Wolff Stiftung für die Leipziger Buchmesse zu kuratieren. Also: Gute Bücher lesen, aussuchen, Menschen zusammenbringen. Gibt es Schöneres? „Die Unabhängigen“ – das ist die farbenfrohe Bühne, die man auf dem Leipziger Messegelände nicht übersehen kann. Dort präsentieren unabhängige Verlage aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ihre Neuerscheinungen: Romane, Gedichtbände, Essays, Sachbücher, Fachbücher – alles an einem Ort, alles in bunter Vielfalt. Ein Ort der Begegnung, ein Ort der Literatur – getreu dem Motto des legendären Verlegers Kurt Wolff: „Man verlegt entweder Bücher, von denen man meint, die Leute sollen sie lesen, oder Bücher, von denen man meint, die Leute wollen sie lesen. Verleger der zweiten Kategorie, das heißt Verleger, die dem Publikumsgeschmack dienerisch nachlaufen, zählen für uns nicht – nicht wahr?“
Seit 2020 hoffte ich dreimal auf eine Leipziger Buchmesse. Dreimal leider vergeblich. Wenn jetzt also am Donnerstagmorgen Ende April die Messe ihre Pforten öffnet, werde ich in der Glashalle stehen und freudig rufen: „Heureka!“ Ich werde ans Forum (Halle 5, D 313) eilen und rufen: „Aber jetzt!“ Ich werde samstags abends in den Westflügel zur Spätausgabe flitzen und frohlocken: „Hach, ist das schön!“
„Aber jetzt!“, das heißt: 4 Tage, 62 Lesungen aus 64 Büchern, 61 beteiligten Verlagen. Neuerscheinungen in literarischer Vielfalt und hoher Qualität. Zum Beispiel mit den neuen Graphic Novels der Schwedin Liv Strömquist oder dem österreichischen Zeichner Nikolas Mahler; Lyrik mit Anna Hetzer (die gerade mit dem Basler Lyrikpreis ausgezeichnet wurde), Volha Hapeyeva oder Hendrik Otremba; neueste Romane von Susanne Gregor, Tabea Steiner, Anna Ospelt oder Leander Fischer; oder internationalen Gäste wie Emilienne Malfatto aus Frankreich, Andrej Blatnik aus Slowenien oder Alhierd Bacharevič aus Belarus. Man kommt aus dem Aufzählen gar nicht mehr heraus!
Und zum Anstoßen gibt es auch Gelegenheit – bei der Verleihung des Kurt-Wolff-Preises an den Alexander Verlag Berlin und den ELIF Verlag. Oder beim Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik an Jutta Person. Denn eine Bar gibt es bei uns am Forum auch! Verleger:innen stehen fürs Ausschenken der Getränke und fürs Kaffeebrauen hinter dem Tresen. Diese einladend gestaltete Lounge samt gemütlichen Sitzkissen lädt unbedingt dazu ein, vorbei zu kommen und zu verweilen!
Und noch ein Pfund mehr: Dann gibt es noch die „Spätausgabe“, die eigentlich 2020 erstmalig hätte stattfinden sollen. Nun hat sie – nach diversen digitalen, hybriden und dabei doch sehr erfolgreichen Zwischenjahren – wirklich Premiere. Im Westflügel kann man am Samstagabend 18 Kurzlesungen hören, prall und stark! Mit diesem Format wollen wir auch die Tradition der legendären UV-Lesung erinnern. Mit dabei sein werden – und ich nenne nur ein paar: die Debüts von Marlen Hobrack, Grit Krüger oder Tomer Dotan-Dreyfus; die Romane von Dinçer Güçyeter oder Robert Prosser; Lyrik mit Anja Utler und Yevgeniy Breyger. Sitzfleisch mitbringen, kommen, genießen!
Also: 4 Tage, 62 Lesungen aus 64 Büchern, 61 beteiligten Verlagen. Und, ach ja, noch 1 Buch mehr: mein eigenes nämlich. Natürlich in einem unabhängigen Verlag. „teilchenzoo“ heißt es und ist ein Langgedicht rund um kleinste Teilchen. Wozu drei Jahre Pandemie auch gut sein können. Auch das muss gefeiert werden. Wer das mit mir am Forum oder auf der Spätausgabe freudig begehen oder wer einfach nur zum Klönen vorbei kommen möchte, ist auch sehr gerne gesehen! In der Lyrikbuchhandlung darf ich am Messemittwoch davon auch eine Kostprobe geben!
Am Sonntagabend werden mir dann die Ohren klingeln und die Füße schmerzen. Aber heureka: Es wird Messe gewesen sein! Gibt es etwas Schöneres?


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